Ein Hund bellt die Welt an
Im Himmel kreisen die Krähen
Und in einem Augenblick dazwischen
Überbrückt ein Regenbogen
Die Landschaften unserer Seelen
Dein Geist sitzt
in einer alten Weinflasche
Und schaukelt
durch den Ozean des Schlafes
In dieser lauen Nacht
habe ich meine Liebesabbitte
auf einem Zettel verfasst
Die Asche vom Streit gestern Abend
hastet noch über den Küchentisch
Gejagt vom Atem der Morgendämmerung
der durch das gekippte Küchenfenster huscht
wie ein Dieb
Daneben verweigert
die fristverlängerte Steuererklärung
auch nach Ablauf der Frist
unausgefüllt ihren Dienst
Und erhellt als unantastbare
Wahrheit die Welt
Wie das weisse Licht
Das den Sterbenden
auf der anderen Seite
empfängt
Am Himmel sind die Gestirne längst verblasst
die im Schmerz der Nacht hingen
wie befreite Gehirne
Und auf dem Gehsteig der Quartierstrasse
wartet ein ausrangiertes Stoffkanapee
auf die Müllwerker
Oder auf ein altes Paar
das sich darin gemütlich macht
Um sein Schicksal zu betrachten
Dem es ein Leben lang
nur nachgestolpert
O gib mir
deine Geschichte
ins Ohr
Damit du erkennst
dass du sie nicht bist
Und sag mir
wem der Gesang der Amsel gehört
wem das Lallen des Betrunkenen
Und wem der Schrei des Sterbenden
das jeden Morgen mein Erwachen begleitet
Hundert Hunde waren meine Gäste zur Nacht
und haben mit mir gejagt
den Grossen Traum
Und nun studiere ich die Wetterkarte deiner Seele
um dich wieder herauszuholen
aus deinen vergeblichen Versuchen
dich von deiner Schuld zu befreien
Du weisst
ich liebe dich
Weshalb willst du es nur
immer wieder wissen?
Liebe ist dieses Eine im Leben
das ich noch nie hab loslassen können
Alle Versuche waren nutzlos
und auch das Loslassen
des Loslassens vergebens
Und jetzt warte ich mit dir
ganz nah
an deiner glühenden Seite
Bis du mir die kühlfeuchte Nase eines Hundes
ans Ohr schenkst
oder den Moschusgeruch seiner Pfote
in die Nase
Als gäbe es keine grösseren Gabe
in diesem irrsinnigen Leben
Die Welt bräche
in schallendes Gelächter aus
Die Sterne am Himmel wären
meine versteinerten Fingerabdrücke
Die ich überall hab hingetastet
um deinen Körper zu finden
So unglaublich nah meinem
Mein müdes Beten würde erhört
und meine Geburtsschreie an einen Gott
der doch irgendwo zu begreifen sein müsste
In diesem leeren Licht
Mit blossen Händen nähmen wir
die Taube vom Himmel
Mit dem Schamhaar des Todes
im Schnabel
Und höben uns die Augen aus
Und fielen in die Blindheit der Liebe
Durch unauslotbare Brunnen
in die jerusalemischen Landschaften der Seele
Wo Berge aus Tatsachen gebaut
und Ebenen nichts weiteres als der Fall sind
Wären unfähig
etwas anderes zu tun
Als der Lehrrede des Lebens
zu lauschen
Sähen die Welt allabendlich
in einem lodernden Eisenbahnzug
durchs Universum rasen
Hätten diesen Zug
längst verpasst
Blieben in Bahnhöfen hängen
Verlorene obdachlose
Propheten des Herzens