Ich glaube, die Mauersegler sind schon wieder weggezogen. Der Himmel wirkt leer, nur mit ein paar schmierigen Wolken bekleckert. Links krächzt eine Krähe. Ich spüre meinen Körper im Gartenstuhl sitzen, das rechte Bein über das linke geschlagen, von den Socken befreit die Füsse. Sie geniessen die freie Luft. Ein ganz leiser Luftzug streicht über die Fusssohlen. Meine Augen brennen. Vor allem das linke weiss sich geblendet vom Abendlicht. Es tut gut, wenn ich die Augen schliesse. Sie wollen sich zudecken. Das ständige Schauen durch die schärfenden Gläser macht sie müde. Vielleicht wäre es gut, wenn sie sich von der Härte des Schauens der Alltagsrealität erholen könnten und sich dem inneren verschwommenen Schauen zuwenden. In der Ferne erklingt das zaghaftes Lied einer Amsel. Es ist, als würde ihre Hoffnung auf einen Partner allmählich verklingen. Die Stimmen meiner Nachbarn im zweiten Stock dringen herauf. Sie geniessen auch den Abend auf dem Balkon. Dieser Tag kommt mir mächtig vor. Ich hatte ein paar gute Therapiestunden, wie grosse Brecher vom Lebensmeer, die sich ans Ufer der Erkenntnis wälzten und dort brachen. Sie schenken mir ein stärkeres Sehen des Lebens. Mein Brustkorb innen fühlt sich weit an und gegen den Solarplexus aufgewühlt, bewegt. Ich weiss nicht recht, vielleicht ist da eine Art Ruhe, die sich nach einer starken Bewegung einstellt, eine Art Stille, fast räumlich, die all diese Geräusche, all dieses Pulsieren einlädt und fürstlich empfängt. Oben durchstreift ein Flugzeug den Himmel, einmotorig wie ein Tagedieb oder Strolch. Unten klappern Stöckelschuhe hart über den Asphalt. Jetzt ruft das Brennen in meinen Augen, ruft nach einer tatenlosen Achtsamkeit.