Selbstbildnis eines Malers

Ich bin gegen jedes Virtuosentum. Der Virtuose steht durch seine Fertigkeit eines Gauklers über der Sache. Kann aber ein Dichter über der Sache stehen? Nein! Er wird von der Welt, die er erlebt und darstellt, so wie Gott von seiner Schöpfung gefangen gehalten. Um von ihr frei zu werden, stellt er sie aus sich heraus. Das ist kein Virtuosenakt. Das ist eine Geburt, eine Lebensvermehrung wie jede andere Geburt. Haben Sie aber je gehört, dass eine Frau eine Virtuosin im Gebären sei?
Es gibt keine virtuose Geburt. Es gibt nur eine schwere oder eine leichte, in jedem Fall aber eine schmerzliche Geburt. Die Virtuosität ist nur Komödianten vorbehalten. Die beginnen aber immer dort, wo der Künstler aufhört.

Gustav Janouch Gespräche mit Kafka

 

Selbstbildnis III /Diptychon - Feb/März 89 - Öl auf Novopan

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