He du, sagt jemand, irgendwie von links, von links schräg hinten, vage. Ich glaube, ich habe nichts gehört. Die Arbeit vor mir auf dem Tisch ist zweifellos bedeutend und vereinnahmt all meine Kräfte. He du, sagt dieser Jemand erneut, mit leicht und hübsch geformten Worten wie reizende Sommerwölkchen, so dass ich unwillkürlich mich ein kleinwenig mehr über meine Arbeit beuge; aber als wäre das gerade der genau passende Auslöser gewesen, auf den er nur gewartet habe, schleudert er mir jetzt eine Serie ganzer Sätze wie Boxhiebe in die linke Flanke, ob ich nicht gemerkt hätte, dass es das Leben gewesen sei, das vorhin auf den Boden gefallen sei und dort zerbrochen, dass es das Leben gewesen sei, mehrmals, direkt links in meine Niere mit einer Stimme, die mit der Monotonie eines chronisch tropfenden Wasserhahns in meiner Tiefe die Seele verstört. Aufgeschreckt hebe ich meinen Kopf und richte mich im Stuhl gross auf.
Dieser Elende, der glaubt, das Leben sei vorhin am Boden zerbrochen, sage ich und lächle überlegen. Wie er es mir wieder sagt, diesmal unverschämt vertraulich wie einem Freund ins Ohr, breche ich in unmässiges Lachen aus und schlage mir mit der platten Hand auf den Schenkel: Nein, so ein Unsinn, hat man das schon gehört! Sicher nicht das Leben, nur eine kleine billige Porzellanvase mit blauen Verzierungen auf weissem Grund.
Aber hartnäckig glaubt er mir nicht, und deshalb erkläre ich ihm nochmals, das letzte Mal und mit vor Wut bereits erstarkter Stimme, dass es eine billige Vase gewesen sei, die auf meinem Tisch gestanden wäre und durch irgendeine unkontrollierte, zufällige Bewegung meines linken Ellbogens höchstpersönlich zu Boden gefallen sei, wo sie natürlich auf den harten Fliesen sofort zerbrochen.
Aber plötzlich werde ich unsicher. Es kommt in mich wie eine dunkle schöne Krankheit kommt mit sanft tanzender, schlangenartiger Bewegung, erfasst mich, hebt mich vom Stuhl, legt sich auf meine Schultern und drückt mich tief in die Knie ganz in eine einzige Bewegung hinein, die sich in meinen Fingern zuspitzt, um die Scherben zusammenzukratzen.
Bild: Kreuzigung hinter Gittern Eitempera auf Packpapier, 1987